zurück StartseiteDer Planet AgibaraniaWesen und OrteTitelseiteInhaltsverzeichnis1s) Die Ankündigung


Die Ankündigung

Die Vorbereitungen zum Schutz des Zentrums der Hellen Magie waren abgeschlossen. Dank Skukius′ tatkräftiger Unterstützung konnte Rafyndor die Sicherung bereits einen Tag früher als ursprünglich geplant für vollendet erklären, was ihn und den Korvum-Raben gleichermaßen mit Freude erfüllte. Zudem hatte Rafyndor am heutigen Morgen Meister Lehakonos von Havaleons Beobachter-Posten unterrichtet.

Inzwischen hatte sich in der Zaubergemeinschaft die Nachricht verbreitet, dass Skukius weit mehr war als nur ein einfacher Botenflieger. Es war bekannt geworden, dass der Korvum-Rabe über eine mächtige Magie verfügte. Bei den darauf folgenden Versammlungen in der Kristallhöhle erntete er nicht mehr nur die einst gewohnten, missbilligenden Blicke, sondern zunehmend auch bewundernde und respektvolle.

Skukius konnte sich der Anerkennung, die ihm nun entgegengebracht wurde, nicht entziehen. Zunächst widerstrebte ihm der Gedanke, sich an solch einer Bestätigung zu erfreuen, doch schließlich musste er sich eingestehen, dass ihm diese Wertschätzung wohlgefiel. Es tat gut, nicht mehr lediglich geduldet zu werden, sondern als gleichwertiges Mitglied unter den Zauberwesen anerkannt zu sein.

Meister Lehakonos, der die versammelten Magier für ihre außergewöhnliche Zusammenarbeit lobte, hob insbesondere hervor, wie effektiv und fleißig alle an der Sicherung der Hauptstadt gearbeitet hatten, sodass diese vor Ankunft des Schleiersturms bereits in vollem Umfang abgeschlossen war.

In seiner ausgedehnten Dankesrede würdigte er die Leistungen jeder einzelnen Gruppe, ohne jedoch die „einfacheren und unnützeren Wesen“, wie Jadoruc stets spöttisch anmerkte, zu vergessen.

„Ich danke auch den Lichtgeistern“, sagte Meister Lehakonos mit erhobenem Haupt und einer sanften Geste, „die mit ihrem strahlenden Licht dafür sorgten, dass die düsteren Höhlen und dunklen Ecken des Waldes erleuchtet wurden und potenzielle Gefahren frühzeitig entdeckt werden konnten. Auch durch ihre besondere Sichtweise, die alles in geordnete und chaotische Kategorien einteilt, entdeckten sie Anomalien und negative Energien, die während des bevorstehenden Schleiersturms zu einer Bedrohung hätten werden können.“



Meister Lehakonos hielt eine Dankesrede und vergaß auch nicht, die kleinen Wesen zu erwähnen.

Ein aufbrandender Applaus erfüllte die Höhle.

Nachdem der Lärm verebbt war, fuhr der alte Lehrmeister fort: „Gleichzeitig möchte ich den Nymphen meinen Dank aussprechen. Sie haben sich tapfer bereit erklärt, während des Sturms auf den Seerosenblättern zu tanzen und mit ihren anmutigen Bewegungen auf den Gewässern für eine harmonische Zirkulation zu sorgen. Ihre Kunst wird den Wassermagiern enorm helfen.“

Ein neuerlicher, begeisterter Applaus brach hervor.



Jadoruc musste zugeben, dass seine Vorbehalte gegenüber den kleinen Wesen etwas voreilig gewesen waren.

Jadoruc, der zu Beginn von den kleineren Wesen nicht viel gehalten hatte, musste nun mit einem gewissen Maß an Zerknirschung zugeben, dass seine erste Einschätzung, die „Unnützen“ würden die magischen Vorbereitungen eher behindern als unterstützen, wohl zu vorschnell gewesen war.

Meister Lehakonos′ weitsichtige Entscheidung, auch die „weniger bedeutenden“ Wesen einzubeziehen, hatte sich als durchaus weise erwiesen.

Dennoch war Jadorucs Applaus für diese Gruppen etwas verhaltener als der für die größeren, magischeren Entitäten.

Schließlich schloss Meister Lehakonos seine Rede mit den Worten: „Nun bleibt uns nur noch, auf den Schleiersturm zu warten. Wie mir heute Morgen berichtet wurde, hält ein Silberfederadler bereits seit mehreren Tagen Ausschau nach dem Sturm, konnte jedoch noch keine Anzeichen ausmachen. Sobald er eine Spur des Sturms entdeckt, wird er unseren Waldhüter informieren, der dann unserem hochgeschätzten Korvum-Raben Skukius die Nachricht überbringen wird, damit alle rechtzeitig auf ihren Posten sind und den Schleiersturm erwarten können. Bereitet euch also gut vor und passt auf euch auf.“

Ein tosenden Applaus erfüllte die Versammlungshöhle, als der Hohenmagier die Bühne verließ und sich zu einer Gruppe anderer Magier gesellte, die bereits auf ihn zu warten schienen.



Meister Lehakonos berichtete von der Unterstützung durch einen Silberfederadler.

Rafyndor, Pranicara, Skukius und Lililja verharrten noch einen Moment, bis der Applaus verebbt war. Dann verließen sie gemeinsam die Höhle und schritten durch den schillernden Kristallgang. Rafyndor, als Ansprechpartner für den Silberfederadler, wollte sicherstellen, dass er umgehend benachrichtigt werden konnte, sollten die ersten Anzeichen des Schleiersturms zu entdecken sein.

Fröhlich plaudernd folgten die vier Wesen dem Weg, der sie zu Rafyndors abgelegener Waldhütte führen sollte. Die Arbeiten waren vollendet, und nun endlich war Zeit, um durchzuatmen und einen Moment der Ruhe zu genießen.

Plötzlich durchbrach ein Rauschen die angenehme Stille des Waldes. Als sie nach oben blickten, entdeckten sie den Silberfederadler, der sich mit majestätischem Flügelschlag näherte. Langsam und würdevoll ließ er sich vor Rafyndor auf dem Boden nieder. Mit einer respektvollen Neigung seines Kopfes grüßte er die Anwesenden und begann sogleich zu sprechen:

„Oh wackerer Hüter des Waldes, seid gegrüßt in dieser bedeutungsvollen Stunde. In der stillen Weite des kosmischen Gefüges, wo die Zeit ihren unaufhaltsamen Lauf nimmt, kündet sich ein düsterer Schicksalspfad an. Ein gewaltiger Sturm naht, ein Wirbel aus Zorn und Majestät, begleitet von einer Armee windgeborener Wesen, deren Flügel im wilden Tanz erstrahlen. Ihre tobenden Lieder durchdringen die Lüfte und erschüttern das Land, während die Grenzen von Realität und Schein miteinander verschwimmen. Die Nebelschleier entfalten ihre geheimnisvolle Pracht und hüllen das Land in ein trügerisches Gewand, das das Licht der Erkenntnis verdeckt. Der Sturm des Wandels naht, unaufhaltsam, von einer unermesslichen Kraft und Rätselhaftigkeit, die die Schicksalsfäden miteinander verweben.“

Rafyndor fühlte sich von den erhabenen, doch schwer verständlichen Worten des Silberfederadlers verunsichert. Die Bedeutung dieser Nachricht entglitt ihm, doch das bloße Erscheinen des Silberfederadlers ließ darauf schließen, dass der Schleiersturm nun tatsächlich näher rückte.



Zum großen Erstaunen Rafyndors antwortete Skukius dem Silberfederadler in einem ähnlich ausschweifenden Sprachstil.

Zu seiner Überraschung jedoch antwortete Skukius dem Silberfederadler mit einer ähnlichen sprachlichen Pracht, als würde er in derselben, erhabenen Zunge sprechen: „Wohledler Havaleon, Eure hochgeschätzte Mitteilung hat unser Herz erreicht, und in tiefer Demut neigen wir uns vor Euch. Sollte es Eurer erhabenen Huld gefallen, uns zu gedenken, möchtet Ihr uns dann, wenn der schicksalhafte Sturm sich je in die Nähe der erhabenen Baumwipfel unserer Hauptstadt nähert, mit einer weiteren Botschaft Eurer erleuchteten Weisheit beglücken, um unser beunruhigtes Gemüt zu besänftigen?“

Havaleon neigte wohlwollend den Kopf und erhob sich wieder, um in den Himmel zurückzukehren.

Rafyndor starrte Skukius verwundert an. „Du hast verstanden, was der Silberfederadler gesagt hat?“, fragte er erstaunt.

„Natürlich“, antwortete Skukius, sichtlich überrascht von Rafyndors Frage. „Du etwa nicht?“

Rafyndor räusperte sich leicht, bevor er gestand: „Ich muss zugeben, dass ich bei diesen Worten wohl raten müsste. Die Sprache der Silberfederadler ist sehr... anspruchsvoll.“ Mit einem verschmitzten Lächeln fügte er hinzu: „Aber deine Antwort hatte durchaus Charakter.“

Skukius spürte eine angenehme Schmeichelei und erwiderte ohne Zögern: „Gelernt ist gelernt.“ Doch in dem Moment, als die Worte ausgesprochen waren, wurde ihm bewusst, dass er durch diese Bemerkung etwas aus seiner Vergangenheit preisgegeben hatte, das er eigentlich geheim halten wollte. Nervös flatterte er von Rafyndors Arm und suchte sich einen Ast in der Nähe, auf dem er sich niederließ.

Rafyndor bemerkte die aufkommende Verlegenheit des Korvum-Raben, tat jedoch so, als hätte er den Zusammenhang nicht verstanden.

„Würdest du uns dann auch an deiner Weisheit teilhaben lassen, edler Skukius?“, fragte er mit einer tiefen Verbeugung, um die plötzliche Anspannung zu lösen.

Es gelang. Lililja und Pranicara brachen in ein ungebremstes Gelächter aus, und der Knoten in Skukius′ Magen löste sich.



Lililja und Pranicara mussten lachen, als Rafyndor sich tief vor Skukius verbeugte.

„Sehr wohl, edler Waldhüter“, stimmte der Korvum-Rabe nun seinerseits in die hochtrabende Sprache ein, „der edle Havaleon hatte die Güte, uns mitzuteilen, dass sich weit vor den Grenzen des Zentrums der Hellen Magie ein gewaltiger Wirbelsturm erhoben hat, begleitet von starken Winden und dichtem Nebel.“ Wohlwollend neigte er den Kopf und fügte dann, beinahe unmerklich, einen Hauch von Bitterkeit in seine Stimme: „Und ich bat diesen arroganten Graureiher, uns bitte Nachricht zu geben, wenn der Sturm sich anschickt, die Grenzen zu überwinden.“


Der Schleiersturm hatte sich angekündigt.

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