zurück StartseiteDer Planet AgibaraniaWesen und OrteTitelseiteInhaltsverzeichnis1e) Die Zaubergemeinschaft


Die Zaubergemeinschaft

Meister Lehakonos erteilte Skukius den Auftrag, die Zaubergemeinschaft in der Kristallhöhle zusammenzurufen. Der Korvum-Rabe flog davon, seine Stimme hallte laut und klar durch die Luft, während er die magischen Wesen von Vanavistaria zur Versammlung rief.



Meister Lehakonos überlegte, wie er Jadoruc und die anderen Vykati von den Herausforderungen des Hauchzauberdunstes überzeugen könnte.

Unterdessen schritt Meister Lehakonos in tiefem Nachdenken in seinem Studierzimmer auf und ab, seine Gedanken um all jene Worte kreisend, die er den Zauberwesen mitteilen musste. Unwillkürlich kehrte sein Geist zu Jadoruc zurück, dem unermüdlich skeptischen Vykati. Es würde eine Herausforderung sein, ihn und die Seinen davon zu überzeugen, dass Vanavistaria womöglich am Beginn einer verheißungsvollen Ära stand.

Nach längerem Überlegen kam der alte Lehrmeister zu dem Entschluss, Nanistra, seine kluge und loyale Hausmagd, die ebenfalls eine Vykati war, um ihren Rat zu bitten. Vielleicht könnte sie ihm einen Weg weisen, wie er Jadoruc und dessen Volk für die bevorstehende Zeit gewinnen konnte.

Nanistra trat ein, ihre Miene wie immer von einer mürrischen Strenge geprägt − ein Zug, den Meister Lehakonos längst als Teil ihres Wesens akzeptiert hatte.

„Meine gute Nanistra“, begann er behutsam, „Lililja und Raffyndor haben mir gestern von merkwürdigen, magischen Naturphänomenen berichtet, die sie beobachtet haben. Ich hege den Verdacht, dass dies die ersten Vorboten des Hauchzauberdunstes sind, eines Zustandes, dem ein mächtiger magischer Wirbelsturm − der sogenannte Schleiersturm − vorausgehen wird.“

Er musterte Nanistra aufmerksam, bereit, in ihrem Gesicht Verwirrung oder Neugier zu erkennen. Doch zu seiner Überraschung nickte sie mit einer Selbstverständlichkeit, die ihn stutzig machte, als sei ihr der Hauchzauberdunst kein unbekanntes Phänomen.

„Hast du schon von diesem Hauchzauberdunst gehört?“, fragte er, nun selbst ein wenig aus der Fassung gebracht.

Nanistra zuckte nur leicht mit den Schultern. „Nun ja“, erwiderte sie in ihrem typischen, unaufgeregten Tonfall, „man hört hier und da so einiges.“

Meister Lehakonos verharrte erwartungsvoll, doch Nanistra gab keine weiteren Details preis. Er kannte ihre verschlossene Art und wollte sie nicht drängen. Stattdessen wandte er sich seinem Anliegen zu:


Nanistra schien schon vom Hauchzauberdunst gehört zu haben.

„Ich befürchte, dass Jadoruc und die anderen Vykati, wenn ich die Zaubergemeinschaft über die bevorstehende Zeit informiere, mit ihrer Skepsis alle verunsichern könnten. Dabei ist es von größter Wichtigkeit, dass wir dem Schleiersturm mit Zuversicht begegnen. Kannst du mir einen Rat geben, wie ich die Vykati überzeugen kann, die kommende Zeit nicht als Bedrohung, sondern als Möglichkeit zu begreifen?“

Nanistra schwieg eine Weile, in Gedanken versunken. Schließlich hob sie den Blick und fragte: „Darf ich Euch fragen, woher Ihr Eure Informationen bezieht?“

Meister Lehakonos berichtete ihr von der Prophezeiung, die Tarodastrus einst hinterlassen hatte.

Nanistra nickte bedächtig. „Was wisst Ihr über Tarodastrus? Vielleicht könnte seine Identität die anderen Vykati überzeugen.“



Die Tatsache, dass sich ein Vykati positiv über den Hauchzauberdunst geäußert hatte, könnte die anderen Vykati möglicherweise vom magischen Nebel überzeugen.

Der alte Lehrmeister ließ sich Zeit mit seiner Antwort, bevor er schließlich in nachdenklichem Ton sprach: „Tarodastrus war ebenfalls ein Vykati. Meinst du, die Tatsache, dass ein Angehöriger ihres eigenen Volkes die Prophezeiung über den Hauchzauberdunst und den Schleiersturm verfasst hat, könnte dazu beitragen, ihre Ängste zu zerstreuen?“

Nanistra nickte erneut, und ihre ruhige Zuversicht begann Meister Lehakonos zu ermutigen.

Er hielt einen Moment inne, um ihre Worte zu bedenken, und schließlich nickte auch er. „Ja, ich glaube, du hast recht. Es ist eine kluge Idee, die Herkunft der Prophezeiung in meiner Ansprache zu erwähnen. Vielleicht wird dies Jadoruc und die anderen Vykati dazu bringen, ihre Zweifel zu überdenken.“

Mit aufrichtiger Herzlichkeit bedankte sich Meister Lehakonos bei Nanistra für ihren Rat. Dann verließ er das Studierzimmer und machte sich auf den Weg zur Kristallhöhle, die verborgen im Herzen des Waldes lag, dort, wo die Helle Magie am kraftvollsten pulsierte.

In der Stille des erwachenden Waldes, durchzogen vom zarten Gezwitscher der Vögel, wanderte der alte Lehrmeister nachdenklich voran. Die kühle Morgenluft trug den Duft von Moos und frischem Laub, während die ersten Sonnenstrahlen durch die Wipfel fielen und den Weg des alten Lehrmeisters erhellten. Seine Gedanken wanderten in jene längst vergangenen Tage, in denen die Zaubergemeinschaft von Vanavistaria ihren Anfang nahm.

Damals, am Ende der Ära des Zerwürfnisses, als die Schatten des dunklen Zauberers Vasodust über das Land fielen, drohte Vanavistaria unter seiner tyrannischen Macht zu zerbrechen. Die magischen Völker, durch Jahre der Isolation voneinander entfremdet, waren nicht in der Lage, der wachsenden Bedrohung etwas entgegenzusetzen.

Doch Meister Banavastrus, der weise Hohenmagier jener Zeit, erkannte die Notwendigkeit einer Allianz. Er rief die magischen Völker zur Einheit auf, und es war sein eindringlicher Appell, der schließlich das Wunder bewirkte: Die elf Völker folgten seinem Ruf und vereinten ihre Kräfte, um Vasodust zu besiegen und das Land zu retten.



In den Geschichtsaufzeichnungen war vermerkt, dass Meister Banavastrus dereinst die zerstrittenen magischen Völker erfolgreich wieder zusammengeführt hatte, um den dunklen Magier Vasodust zu vertreiben.

Damit diese mühsam geschaffene Eintracht nicht wieder im Strudel der Zeit zerrann, suchten die Völker einen Ort von erhabener Größe und heiliger Würde, an dem ihre Vertreter künftig zusammenkommen konnten. Es war Tarodastrus, der geheimnisvolle Sternenseher, der − so sagte man − durch eine Prophezeiung geleitet den perfekten Ort fand: die Kristallhöhle, verborgen im Herzen des Waldes.

Die Legende von dieser Entdeckung wurde bis heute auf einer Tafel aus Mejika-Kristall bewahrt, die vor dem Eingang der Höhle angebracht worden war. Die darauf eingravierten Worte hatte Meister Lehakonos so oft studiert, dass sie sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingeprägt hatten:


Am Eingang zur Kristallhöhle prangte eine Inschrift aus unvergänglichem Mejika-Kristall.

Im Herzen des Waldes liegt die glitzernde Kristallhöhle.
Dieser heilige Ort wurde von Tarodastrus, dem Sternenseher, entdeckt, als die magischen Völker von Vanavistaria vereint wurden, um ihre Kräfte zu bündeln und sich gegen die Dunkelheit zu wappnen.
In dieser Höhle, so rein und klar wie ein ungetrübtes Herz, wurden die Bande zwischen den Zauberwesen gestärkt, und die Magie erblühte in ihrer vollen Pracht.
Heute kommen wir hier zusammen, um die Tradition fortzusetzen und Vanavistaria vor drohenden Gefahren zu schützen.


Seit jener glorreichen Epoche war es glücklicherweise nicht mehr erforderlich, Vanavistaria vor ernsthaften Gefahren zu bewahren. Der Sieg über Vasodust hatte das Land für immer von dunklen Bedrohungen verschont –… und das ist auch gut so!, dachte der alte Lehrmeister. Denn in seinem Innern nagte die Unsicherheit, ob die Allianz immer noch die Kraft besäße, sich gegen einen wahren Dunklen Magier zu stellen.

Möge es niemals dazu kommen, dachte er bei sich, während er die schlichte Weisheit dieser Hoffnung in seinem Herzen bewahrte.

Als er schließlich den von den massiven Granitblöcken gesäumten Höhleneingang erreichte, fiel sein Blick auf die leuchtende Mejika-Tafel, die in einem sanften Blau erstrahlte. Auf dem Felsen thronte stolz Skukius, der treue Korvum-Rabe. Sein Auftrag war vollbracht, und er wartete nun geduldig auf den alten Lehrmeister.

Meister Lehakonos streckte ihm den Arm entgegen, und Skukius ließ sich mit einem zufriedenen Krächzen darauf nieder. Gemeinsam traten sie durch den schmalen, sanft abfallenden Gang in die Tiefe der Höhle, deren Kristallwände das Licht in schillernden Farben brachen und ein zauberhaftes Spiel von Regenbögen auf den steinernen Boden malten.



Skukius wartete am Höhleneingang auf Meister Lehakonos.

Je näher sie der großen Versammlungshalle kamen, desto deutlicher erklang das sanfte Gurgeln des magischen Wasserspiels, dessen Quelle ein kleiner, funkelnder See inmitten der Höhle war.



In der Mitte der Kristallhöhle war ein See für die Wasserwesen Vanavistarias.

Dieser Klang trug eine eigenartige Ruhe in sich und schien die aufgeregte Stimmung der Zauberwesen zu dämpfen.

Rings um den See hatten sich die Vertreter der magischen Völker versammelt. Die Wasserwesen glitten elegant durch das klare Wasser, während die Landwesen auf Felsen saßen oder sich in Gruppen am Ufer unterhielten.

Meister Lehakonos suchte mit kundigem Blick die Menge ab und entdeckte bald Rafyndor, Lililja und Pranicara, seine ehemaligen Schüler. Mit einem warmen Lächeln trat er zu ihnen.

„Wie schön, euch schon hier zu sehen“, begann er und neigte leicht den Kopf. „Ich schulde euch eine Entschuldigung für mein Verhalten gestern. Eure Nachricht hat mich derart aufgewühlt, dass ich dringend Gewissheit erlangen musste. Nun scheint es bestätigt: Ihr habt tatsächlich die ersten Vorboten des Hauchzauberdunstes entdeckt. Doch bevor wir uns auf diese verheißungsvolle Zeit einlassen können, liegt möglicherweise eine gefährliche Phase vor uns. Wir müssen die Zaubergemeinschaft darauf vorbereiten.“

Er richtete sich an Rafyndor: „Ich nehme an, du möchtest der Versammlung deine Eindrücke von gestern nicht selbst schildern?“

Der Waldhüter, ein tapferer und fähiger junger Mann, wurde bei diesen Worten sichtbar verlegen und schüttelte zögerlich den Kopf.

Meister Lehakonos wandte sich daraufhin an Lililja. „Würdest du diese Aufgabe übernehmen? Besonders deine Wahrnehmung der Magie könnte die Skeptiker beruhigen.“

Lililja nickte mit einer Mischung aus Ernst und Bereitschaft.

Schließlich fiel der Blick des alten Lehrmeisters auf Pranicara, deren leuchtend grüne Augen ihn aufmerksam musterten.

„Meine liebe Pranicara“, sagte er sanft, „heute werden wir deine Begabung als Seelenheilerin brauchen. Das, was ich mitzuteilen habe, könnte einigen Angst einflößen. Sei bitte bereit, mit deiner beruhigenden Art einzugreifen, wenn die Gemüter unruhig werden.“

Mit einem beruhigenden Lächeln erwiderte sie: „Natürlich, Meister. Ich werde wachsam sein.“




Pranicara, die Seelenheilerin, erklärte sich bereit, bei Bedarf beruhigend einzugreifen.

Meister Lehakonos ließ Skukius auf Rafyndors Arm überwechseln, bevor er sich Lililja zuwandte und sie bat, ihn zum Podium zu begleiten. Zusammen schritten sie durch die große Halle, bereit, zur Zaubergemeinschaft zu sprechen.



Meister Lehakonos sprach vom Rand des Podiums aus zur versammelten Zaubergemeinschaft.

Als Meister Lehakonos an den Rand des Podiums trat, legte sich eine feierliche Stille über die Kristallhöhle. Das leise Murmeln der Anwesenden verebbte, und selbst das melodische Gurgeln des magischen Wasserspiels wandelte sich zu einem sanften Klang, der wie eine meditative Melodie die Luft erfüllte.

„Werte Zauberwesen von Vanavistaria“, begann Meister Lehakonos mit ruhiger, wohlklingender Stimme, die jeden Winkel der Höhle erreichte, „gestern Abend berichteten mir unsere Hüterin der Natur und Magie sowie unser Waldhüter von außergewöhnlichen Naturerscheinungen, die sie beobachtet haben. Vielleicht haben einige von euch Ähnliches bemerkt?“

Ein vereinzeltes, zustimmendes Raunen zog durch die Reihen der Anwesenden, bevor wieder Stille einkehrte.

„Mein erster Verdacht“, fuhr der alte Lehrmeister fort, „ließ mich an ein besonderes Phänomen denken, das ich aus den Überlieferungen kenne. Bis spät in die Nacht habe ich alte Schriften durchforscht – und meine Vermutungen haben sich bestätigt. Doch bevor ich meine Erkenntnisse mit euch teile, möchte ich Lililja bitten, ihre Beobachtungen zu schildern.“

Lililja trat mit anmutiger Sicherheit vor, ihre Erscheinung zierlich, doch von einer Präsenz erfüllt, die die Aufmerksamkeit aller bannte. Als sie zu sprechen begann, war ihre Stimme klar und kräftig, durchdrang mühelos die Weite der Höhle und fesselte die Versammelten. Mit ruhigen Worten berichtete sie von der geheimnisvollen Melodie, die alle Tiere und Pflanzen in einen harmonischen Tanz versetzte, von den intensiveren Farben der Natur und dem tiefen Gefühl von Wohlsein, das sie und Rafyndor dabei erfüllte. „Es war eine wundervolle, heilsame Magie, die uns tief berührte“, schloss sie.

Diejenigen, die Ähnliches erlebt hatten, nickten bestätigend.

Meister Lehakonos trat wieder vor und neigte leicht den Kopf, um Lililja seinen Dank auszusprechen. Dann wandte er sich erneut an die Versammlung.

„Wie ihr gehört habt, weht ein Hauch von Veränderung durch Vanavistaria. Meine Forschungen haben bestätigt, dass uns die Zeit des Hauchzauberdunstes bevorsteht.“

Ein verblüfftes Raunen erfüllte die Höhle.

Der alte Lehrmeister ließ sich von der Unruhe nicht beirren und sprach weiter: „Der Hauchzauberdunst ist ein seltenes, magisches Phänomen, das sich in einem Rhythmus von etwa zweihundert Jahren über unser Land legt. Er besteht aus reiner positiver Magie und stärkt jedes Wesen, das ihn empfängt.“



Meister Lehakonos berichtete vom Hauchzauberdunst.

Das erstaunte Murmeln verebbte und eine neugierige Stille breitete sich aus.

„Doch bevor wir in den Genuss dieser wundersamen Magie kommen, liegt eine Prüfung vor uns“, setzte Meister Lehakonos mit ernster Stimme fort. „Ein magischer Schleiersturm wird über Vanavistaria fegen − ein Wirbel aus intensiver Energie, der uns vor eine Herausforderung stellen wird. Diese Prüfung, so die Überlieferungen, dient dazu, unseren Zusammenhalt als Gemeinschaft zu erproben. Nur wenn wir die gestellte Aufgabe mit Stärke und Einigkeit lösen, wird der Hauchzauberdunst ein Jahr später zu uns kommen und uns mit seiner Magie beschenken.“

Ein untersetzter Magier mit grauem Haar und Bart trat vor. Es war Jadoruc, der Vykati, der bekannt für seine kluge Skepsis war. Seine sonore Stimme erhob sich: „Wäre es nicht sicherer, diese Aufgabe gar nicht erst anzunehmen? Sich einer so unberechenbaren Macht wie dem Schleiersturm auszusetzen, erscheint mir höchst riskant.“

Meister Lehakonos nickte bedächtig. „Deine Vorsicht ehrt dich, Jadoruc. Wäre dieses Phänomen unerforscht, würde ich deine Bedenken teilen. Doch die Prophezeiungen von Tarodastrus, dem Sternenseher, der uns so viele Weisheiten hinterließ, schildern den Schleiersturm als Teil eines Zyklus. In einer seiner alten Verheißungen steht geschrieben: ‚Wenn gelöst mit Stärke und Gemeinschaft, im folgenden Jahr wird der Hauchzauberdunst in Gnaden fallen, beseelend jedes Wesen und es stärkend.‘ Diese Worte sind ein Zeugnis dafür, dass der Schleiersturm keine unkontrollierte Zerstörung bringt, sondern uns auf die kommende Magie vorbereitet.“



Jadoruc äußerte große Skepsis gegenüber dem Hauchzauberdunst.

Jadoruc wirkte nachdenklich, ließ jedoch nicht locker: „Auch wenn der Hauchzauberdunst segensreich ist − wer sagt uns, dass der Schleiersturm keine unvorhergesehenen Gefahren birgt? Vielleicht nimmt er Einfluss auf unsere Magie oder richtet verheerende Schäden an.“

Meister Lehakonos hielt inne, sein Blick wurde ernst, doch seine Stimme blieb ruhig. „Deine Bedenken sind nicht unbegründet, Jadoruc. Dennoch gibt es keine Berichte darüber, dass der Schleiersturm in der Vergangenheit unüberwindbare Gefahren mit sich brachte. Die Überlieferungen weisen darauf hin, dass unsere Gemeinschaft fähig ist, ihm zu trotzen − unter einer Bedingung: Wir müssen zusammenstehen.“

Jadoruc verschränkte die Arme und erwiderte: „Und was, wenn unsere üblichen Schutzmaßnahmen versagen? Wenn der Sturm unsere Magie selbst beeinflusst?“

Der alte Lehrmeister begegnete diesem Einwand mit unerschütterlicher Geduld. „Es ist ratsam, dass wir nicht nur auf bewährte Maßnahmen setzen, sondern auch neue Vorkehrungen treffen, um unsere Hauptstadt zu schützen. Vorsicht und Vorbereitung werden unser Schild sein. Doch ich bin überzeugt: Die Stärke der Gemeinschaft wird unsere größte Waffe bleiben.“

Ein leises Gemurmel lief durch die Menge, doch viele Gesichter zeigten nun Entschlossenheit. Meister Lehakonos wusste, dass die wahre Prüfung nicht nur im Schleiersturm, sondern im Vertrauen und Zusammenhalt der Zaubergemeinschaft lag.

Mit einem tiefen Atemzug trat Meister Lehakonos vor und ließ seine ruhige, klare Stimme erneut durch die Halle schallen, als er sich an die versammelten Zauberwesen wandte:

„Ich glaube, dass uns nur noch wenige Wochen bleiben, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Wir müssen diese Zeit nutzen, um alle Lebewesen, Pflanzen und Bauwerke mit Schutzzaubern zu versehen. Dies wird eine Aufgabe sein, die die Anstrengungen eines jeden Einzelnen von uns erfordert. Sobald der Schleiersturm über das Zentrum der Hellen Magie hinweggezogen ist, liegt es an uns, die Botschaft seiner Aufgabe zu entschlüsseln. Doch seid gewarnt: Die Überlieferungen zeigen, dass diese Deutungen nicht immer gelungen sind. Es gab Zeiten, in denen Missverständnisse und Uneinigkeit den Hauchzauberdunst fernhielten. Schlimmer noch: Einmal in unserer Geschichte führte der Streit über die Bedeutung der Aufgabe zu einem tiefen Bruch in der Gemeinschaft. Jene Epoche wurde als Isolationszeit bekannt – eine Ära, in der die magischen Völker getrennt voneinander lebten und wirkten.“



Meister Lehakonos berichtete von dem Auseinanderbrechen der Völkergemeinschaft aufgrund des Streits über die Aufgabe des Schleiersturms und die anschließende Zeit der Isolation der Völker.

Das aufbrandende Raunen in der Kristallhöhle wurde stärker, ein unruhiges Flüstern, das sich in Wellen durch die Menge zog. Diesmal konnte Meister Lehakonos es nicht ignorieren.

Er richtete einen suchenden Blick zu Pranicara, und sie reagierte mit geübter Präzision. Ihre schlanken Arme hoben sich, die Handflächen zeigten über die Köpfe der Anwesenden, während sie ihre Heilungsmagie wirkte. Ihre Augen funkelten vor Konzentration, und der alte Meister wusste, dass sie ihre Gabe einsetzte, um die aufgewühlten Gemüter zu beruhigen. Nach und nach flaute das Raunen ab, bis wieder Stille die Halle erfüllte.



Meister Lehakonos erzählte von der Wiedervereinigung der magischen Völker durch Meister Banavastrus.

Meister Lehakonos schenkte seiner ehemaligen Schülerin einen dankbaren Blick und fuhr mit ruhiger Stimme fort: „Wie den Gelehrten unter euch wohl bekannt ist, brachte das Ende der Isolationszeit eine weitere Prüfung mit sich. In jenen dunklen Tagen versuchte ein Magier namens Vasodust, die Macht Vanavistarias an sich zu reißen. Sein Streben blieb glücklicherweise erfolglos. Dem Hohenmagier Banavastrus gelang es, die magischen Völker wieder zu vereinen. Das Zeichen dieser Wiedervereinigung ist uns allen wohl vertraut − die Kristallhöhle, in der wir uns gerade befinden, entdeckt durch Tarodastrus, den Sternenseher.“

„Ich bin zuversichtlich“, fuhr er fort, „dass wir die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen werden. Lasst uns an die Stärke und den Zusammenhalt unserer Gemeinschaft erinnern, die uns in der Vergangenheit immer wieder vorangebracht haben. Jede Bedrohung, die wir gemeinsam gemeistert haben, hat uns nicht geschwächt, sondern gestärkt. Glaubt an unsere Einheit und vertraut darauf, dass wir die Prüfung des Schleiersturms bestehen werden.“

Er ließ seinen Blick über die Versammlung schweifen, bevor er seine Rede mit einem Appell abschloss: „Ich fordere euch auf, in den kommenden Tagen darüber nachzudenken, wie wir unsere Stadt, ihre Bewohner, Tiere und Pflanzen am besten schützen können. Überlegt, welche Schutzzauber und Maßnahmen erforderlich sind, um die Auswirkungen des Schleiersturms zu mindern. Nutzt euer Wissen, eure Erfahrung und eure Fähigkeiten, um konkrete Vorschläge zu entwickeln. Bringt diese zum nächsten Treffen der Zaubergemeinschaft in fünf Tagen mit, damit wir gemeinsam einen umfassenden Plan schmieden können. Lasst uns unsere Kräfte bündeln und als Gemeinschaft diese Herausforderung meistern. Denkt daran: Unsere Stärke liegt in unserem Zusammenhalt. Jeder Beitrag zählt. Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir der Aufgabe gewachsen sind.“



Meister Lehakonos forderte die Zaubergemeinschaft auf, darüber nachzudenken, wie man das Zentrum der Hellen Magie vor dem Schleiersturm schüten könnte.

Mit diesen Worten trat Meister Lehakonos vom Podium zurück, ein unmissverständliches Zeichen dafür, dass seine Ansprache beendet war. In den Reihen der Anwesenden kehrte Unruhe ein, doch diesmal war es eine entschlossene, zielgerichtete Stimmung, die den Raum erfüllte. Meister Lehakonos nickte Lililja zu, und gemeinsam verließen sie das Podium, um sich zu Rafyndor, Pranicara und Skukius zu gesellen.

„Ich danke dir nochmals für dein rechtzeitiges Eingreifen, Pranicara“, sagte er leise, mit ehrlichem Respekt in der Stimme. „Deine Heilungsmagie hat die Situation entschärft, bevor Panik entstehen konnte.“ Er betrachtete die kleine Gruppe mit einem Hauch von Stolz. Jeder von ihnen hatte seine Berufung gefunden, seine Kunst gemeistert und seinen Platz in der Gemeinschaft eingenommen.

Kurz darauf verabschiedete er sich von den vier jungen Zauberern und trat zu einer Gruppe wartender Magier, die darauf vorbereitet waren, die Planungen für den Schleiersturm zu beginnen.

Lililja, Rafyndor, Pranicara und Skukius verließen die Kristallhöhle gemeinsam. Dieses Mal saß der Korvum-Rabe gemütlich auf Rafyndors Arm. Vor der Höhle trennten sich ihre Wege, jeder von ihnen wandte sich seinen Aufgaben zu, bereit, seinen Beitrag zur Sicherung Vanavistarias zu leisten.


Vor der Höhle verabschiedeten sich Lililja,
Rafyndor, Pranicara und Skukius voneinander,
um ihren Tagesaufgaben nachzukommen.

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