zurück StartseiteDer Planet AgibaraniaWesen und OrteTitelseiteInhaltsverzeichnis4c) Nachbesprechungen


Nachbesprechungen

Das erste Treffen der Zaubergemeinschaft unter Lililjas Führung lag hinter ihr, und Erleichterung durchströmte sie. Die Versammlung war erfolgreich verlaufen, die Arbeitsgruppen hatten ihre Aufgaben angenommen und waren bereits eifrig dabei, Lösungen zu erarbeiten. Die Seelenheiler bemühten sich, die wachsende Unruhe unter den Bewohnern zu dämpfen − eine Unruhe, die genährt wurde von der bitteren Enttäuschung, dass der ersehnte Hauchzauberdunst ausgeblieben war.

Doch Lililjas Gedanken verweilten längst nicht mehr bei der Versammlung. Ihre Sorge galt den Arealen, die Demojons Gruppe als geeignete Sammelpunkte für den Hauchzauberdunst bestimmen würde. Sie musste einen Weg finden, sie rasch mit Licht und Zauberhauchdunst zu füllen − doch wie? Würde sie jeden einzelnen Ort aufsuchen müssen, dann wäre sie womöglich noch in einem Jahr damit beschäftigt.

Mojalian, dachte sie nachdenklich, verfüge ich als Hüterin des Lichts vielleicht über die Fähigkeit, mich ohne körperliche Anstrengung von einem Ort zum anderen zu bewegen?

Ein warmes Lachen erklang in ihrem Geist, hell und vertraut. Nein, mein Liebling, erwiderte Mojalian amüsiert. Strecken musst du wohl oder übel mit deinen eigenen Füßen zurücklegen. Und falls du insgeheim auf Flügel gehofft hast – auch die werden dir nicht wachsen.

Lililja seufzte lautlos. Schade.

Sie durfte sich nicht aufhalten lassen. Irgendwie musste es ihr gelingen, die strategisch gewählten Orte mit Hauchzauberdunst zu füllen, ohne jeden einzelnen persönlich aufzusuchen.



Mojalian erklärte, Lililja würden als Hüterin des LIchtes keine Flügel wachsen.

Kann ich einen fernen Ort mit Licht durchdringen, ohne selbst dort anwesend zu sein?, fragte sie weiter.

Mojalians Stimme wurde sanfter, doch in seiner Antwort lag ein bedauerndes Lächeln. So machtvoll du als Hüterin des Lichts auch sein magst, Liebes − diese Gabe gehört leider nicht zu deinem Erbe.

Lililja runzelte die Stirn. Dann werde ich Hilfe brauchen, dachte sie entschlossen. Andernfalls können wir das Vorhaben, die Areale mit Hauchzauberdunst zu füllen, vergessen.

Da durchzuckte sie plötzlich eine Eingebung.

Mojalian hatte von Flügeln gesprochen − und von Licht.

Die Lichtgeister!



Lililja überlegte, ob ihr die Lichtgeister beim Füllen der Areale mit dem hellen Hauchzauberdunst helfen könnten.

Ihr Herz schlug schneller. Diese kleinen Wesen mochten einfach gestrickt sein, doch wenn es darum ging, Unreinheiten zu beseitigen, erwiesen sie sich stets als überaus einfallsreich. Und was war dieser bedrückende, dunkle Nebel für die Lichtgeister anderes als Schmutz, der gereinigt werden musste?

Vielleicht hatten die Lichtgeister bereits einen Weg gefunden, ihn zu vertreiben. Vielleicht musste sie sie nur rufen.

Entschlossen machte sich Lililja auf den Weg zur Morgenglanzlichtung, jener strahlenden Oase am Rande des dunklen Waldes, wo Sarala, die Sprecherin der Lichtgeister, lebte.

Kaum hatte sie den von schwerem, dunklem Nebel durchzogenen Wald hinter sich gelassen und die Lichtung betreten, hielt sie einen Moment inne − voller Bewunderung für das Werk der Lichtgeister. Sie hatten es tatsächlich geschafft: Der schwarze Dunst, der überall sonst bedrohlich waberte, war hier vollkommen getilgt. Stattdessen erfüllte der leuchtende, lebensspendende Hauchzauberdunst die weite Fläche, während unzählige Lichtgeister geschäftig durch die Luft schwirrten, rastlos und eifrig in ihrem Wirken.

Mit anerkennendem Blick schritt Lililja durch das magische Leuchten, spürte, wie die reine Energie sie mit neuer Kraft erfüllte, und lenkte ihre Schritte zu Saralas Behausung − einem filigranen, in eine Astgabel gefügten Bauwerk. Vorsichtig klopfte sie an die kleine Tür.

„Sarala, bist du daheim?“, rief sie fragend. Doch es blieb still.

Ein Lichtgeist, der sie erspäht hatte, flatterte aufgeregt heran. „Sarala ist dort hinten, am Rand des schmutzigen Waldes“, erklärte das kleine Wesen und deutete mit einem winzigen Lichtfinger in die Ferne. „Der Wald hat so viel Schmutz gemacht, wir mussten gründlich aufräumen.“

„Und das habt ihr wahrlich meisterhaft getan“, erwiderte Lililja mit ehrlicher Bewunderung.

„Nein, noch nicht“, widersprach der Lichtgeist. „Es gibt noch viele Flecken, die wir übersehen haben.“

Lililja ließ ihren Blick über die strahlende Lichtung schweifen, ehe sie sich auf den Weg zu Sarala machte. Die Lichtgeister mochten eine ungewöhnliche Art zu denken haben − doch in ihrer Logik waren sie vollkommen konsequent.

„Seid gegrüßt, Sprecherin der Lichtgeister“, sprach Lililja ehrerbietig. „Ich bin gekommen, um Euch um Eure Hilfe zu bitten.“

„Geht nicht“, erwiderte Sarala knapp, ohne von ihrer Arbeit aufzublicken. „Bin am Saubermachen.“

„Darf ich Euch dabei zur Hand gehen?“, fragte Lililja höflich.

Sarala musterte sie einen Moment skeptisch, dann nickte sie. „Na gut.“

Lililja trat in die Mitte der Lichtung, hob die Hände und sprach mit fester Stimme: „Im Morgenlicht, im Glanz der Sonne, breche ich die Dunkelheit. Weiche, dunkler Nebel, weiche vor dem Licht des Lebens. Möge der Hauchzauberdunst erstrahlen und die Morgenglanzlichtung von Finsternis befreien.“



Sarala und ihr Volk hatten die Morgenglanzlichtung vom schwarzen Nebel befreit.

Einen Augenblick herrschte Stille. Dann begannen die Lichtgeister aufgeregt zu summen und surrten kreuz und quer über die Lichtung, überprüften jede Stelle, jede Lichtspur, jedes Blatt. Schließlich hielten sie inne. Der Hauchzauberdunst war vollkommen rein. Kein einziges Staubkorn hatte sich mehr in der Luft gehalten.

Sarala wandte sich an Lililja. „Alles sauber. Wie kann ich helfen?“



Lililja bat Sarala, ihr bei der Säuberung der Areale zu helfen.

Lililja überlegte, wie sie ihre Bitte in den Worten der Lichtgeister ausdrücken konnte, und erklärte dann mit Bedacht:

„Ganz Vanavistaria ist schmutzig geworden. Alle Wesen fühlen sich verunreinigt. Deshalb ermitteln einige Gelehrte, wo im Land Ordnung geschaffen werden muss, damit sich die Wesen wieder reinigen können. Würdet ihr Lichtgeister helfen, diese Orte zu säubern? Ich verspreche Euch, dass ich in Eurer Abwesenheit für die Reinheit der Morgenglanzlichtung sorgen werde.“

Sarala legte den Kopf leicht schräg, dachte nach. Ihr Blick glitt über die Lichtung − über das makellose Licht, die Klarheit, die nun über allem lag. Die Hüterin hatte bewiesen, dass sie ihre Aufgabe verstand. Also würde sie sich auch um die Lichtung kümmern, während die Lichtgeister fort waren. Sarala nickte langsam. Wenn ihr Zuhause in sicheren Händen war, dann konnten sie sich andernorts dem Schmutz widmen.

„Gut“, sagte sie schließlich.

Lililja neigte den Kopf in Dankbarkeit. „Ich bin tief beeindruckt von Eurer Schnelligkeit und Eurer Entschlossenheit.“

Sarala zuckte nur mit den Schultern und blickte sich prüfend um. „Wenn etwas dreckig ist, muss man sauber machen.“

Lililja schmunzelte. „Dann werdet Ihr in den nächsten Tagen Nachricht erhalten, wo Eure Hilfe benötigt wird.“

Sarala nickte. „Wenn etwas dreckig ist, muss man sauber machen.“

Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte sich Lililja ab und trat zurück in den von schwarzem Nebel gekennzeichneten Wald.

Während sie durch den Nebel schritt, der sich weiterhin vor ihr zurückzuziehen schien, sann die junge Elfe darüber nach, ob sie ihre Pflichten als Hüterin der Natur und der Magie weiterhin wahrnehmen sollte. Doch um dies zu tun, müsste sie erneut Arokando um Hilfe bitten − und die Qualen, die er am Morgen erlitten hatte, wollte sie ihm nicht ein weiteres Mal zumuten. Zudem hatte sie nun, als Hüterin des Lichts, eine weit größere Verantwortung zu tragen.

Und doch erschien es ihr undenkbar, auf die Sonnenrituale gänzlich zu verzichten. Zumindest den Sonnenaufgang wollte sie weiterhin ehren, und wenn die Zeit es gestattete, auch das heilige Ritual an der Seele der Sonne vollziehen.



Während Lililja durch den schwarzen Nebel schritt, überlegte sie, ob sie noch ihre Aufgaben als Hüterin der Natur und der Magie wahrnehmen sollte.

Vielleicht, so überlegte sie, ließe Arokando sich darauf ein, wenn er für jeden dunklen Fluch, den er aussprach, im Gegenzug einen Lichtsegen empfing.

Entschlossen wandte sie sich dem Ort zu, an dem Jadoruc üblicherweise seinen Unterricht abhielt.

Lililja wusste, dass die Unterrichtsstunden für gewöhnlich unter freiem Himmel stattfanden − dort, wo die Magie am reinsten spürbar war und Fehlschläge weniger verheerende Folgen hatten als in geschlossenen Räumen.

Doch als sie dort eintraf, fand sie die Lichtung verlassen vor. Angesichts des drückenden Nebels hatten sich die Lerngruppen in das geschützte Akademiegebäude zurückgezogen, wo sie vor den unheilvollen Auswirkungen des manipulierten Hauchzauberdunstes sicher waren.



Lililja betrat das große Akademiegebäude, in das sich die Lerngruppen zurück gezogen hatten.

Also folgte sie den Schülern ins Innere der Akademie und begann, nach dem Klassenzimmer zu suchen, in dem Jadoruc lehrte.

Schließlich öffnete sie eine Tür und trat ein. Als die versammelten Studenten erkannten, wer dort vor ihnen stand, weiteten sich ihre Augen. Die Hüterin des Lichts verlangte nach Arokando. Ein leises Raunen ging durch den Raum.

Als sie dem jungen Goblin ihren Vorschlag unterbreitete, stimmte er ohne Zögern zu.

Dann jedoch hielt er inne, warf einen raschen Blick auf seine Mitschüler und fragte zögernd: „Darf ich dich vor den anderen mit dem Vornamen ansprechen und dich duzen? Oder muss ich immer förmlich bleiben?“

Lililja musterte ihn mit einem amüsierten Lächeln. „Willst du etwa damit prahlen, dass du mich kennst?“, fragte sie belustigt.

Arokando errötete leicht und schien ertappt. Doch bevor er eine Antwort finden konnte, wandte sich Lililja mit einem Schmunzeln ab und rief ihm über die Schulter zu: „Wir sehen uns später, Arokando!“

„Geht klar, Lililja! Ich treff dich dann an der Wiese!“, rief er ihr so gelassen nach, wie es ihm möglich war. Seine Mitschüler warfen ihm beeindruckte Blicke zu, während Meister Jadoruc missbilligend die Nase rümpfte.

Wie versprochen, machte sich Arokando zur Mittagsstunde auf den beschwerlichen Weg zur Seele der Sonne. Dort legte er einen dunklen Fluch über die Stelle, an der Lililja das Sonnenritual vollzogen hatte. Zum Dank empfing er erneut den Lichtsegen, der ihm den Gang durch den schwarzen Nebel erleichterte.

Lililja hingegen verbrachte den verbleibenden Nachmittag damit, die Pfade des Zentrums der Hellen Magie zu durchwandern, stets nach Orten suchend, an denen sich der helle Hauchzauberdunst ausbreiten ließ. Doch sie wollte der Gruppe um Demojon nicht vorgreifen − als erfahrener Stratege würde er weitaus besser einschätzen können, an welchen Stellen ein solches Areal am wirkungsvollsten wäre.

Eine Aufgabe jedoch konnte sie bereits jetzt erfüllen. Der Sonnenbach, der sich wie ein leuchtendes Band durch die Hauptstadt schlängelte, war an vielen Stellen von dem drückenden Nebel verdunkelt.

Also suchte sie seichte Abschnitte des Flusses auf, watete barfuß in das kühle Wasser und hob die Hände, während sie sprach: „Im Licht des Tages, im Glanz der Sonne, breche ich die Dunkelheit. Weiche, dunkler Nebel, weiche vor dem Licht des Lebens. Möge der Hauchzauberdunst erstrahlen und den Sonnenbach von Finsternis befreien.“



Während des Nachmittags legte Lililja über einzelne Stellen des Sonnenbachs den Lichtsegen.

Sanftes Leuchten breitete sich aus. Einige Meter des Flusses, die ohnehin nicht allzu stark vom dunklen Nebel durchsetzt waren, klärten sich auf. Heller, glitzernder Dunst stieg von der Wasseroberfläche empor, und Lililjas Magie hinterließ feine, kaum wahrnehmbare Spuren im Sediment des Flusses.

Als sie an der Sonnenwiese vorbeikam, erkannte sie Pureus, den Nymphurus, der ihr voller Dankbarkeit zuwinkte. Auch die Lilochoda, deren Farbe vor wenigen Tagen verblasst war, stand nun wieder in voller Pracht im Wasser. Sie strahlte jene Vitalität und Lebenskraft aus, die für die magischen Wasserbewohner unerlässlich war.

Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf Lililjas Lippen. Der erste Schritt war getan.

Langsam neigte sich der Tag seinem Ende zu, und die Sonne senkte sich in einem glühenden Farbenspiel dem Horizont entgegen. Lililja wandte sich dem vertrauten Ort zu, an dem sie sich allabendlich mit dem Waldgeist traf. Während sie ihren Weg durch den Nebel suchte, fragte sie sich, ob Rafyndor die Strapazen auf sich nehmen würde, oder ob ihn die Erschöpfung des Tages daran hinderte.

Doch noch ehe sie sich eine Antwort ausmalen konnte, erkannte sie seine Gestalt aus der Ferne. Schweren Schrittes näherte er sich, sein Blick tief in Gedanken versunken, als ränge er mit sich selbst. Ohne zu zögern eilte sie ihm entgegen und ließ den Lichtsegen sanft über ihn erstrahlen.



Nachdem Lililja über Rafyndor den Lichtsegen gebreitet hatte, hellte sich seine Stimmung sichtlich auf.

In dem Moment, als der Segen ihn berührte, wich die düstere Last, die auf ihm gelastet hatte. Der schwarze Nebel verlor seine Macht, und mit einem erleichterten Ausdruck lächelte er sie an. Es war ihm wieder möglich, sich leichtfüßig durch die Schleier der Dunkelheit zu bewegen.

„Die Hüterin des Lichts müsste man sein“, sagte er schmunzelnd. „Dich scheint der Nebel nicht im Geringsten zu beeinträchtigen. Wie wäre es, wenn wir tauschen? Ich übernehme dein Amt, und du wirst stattdessen Waldhüterin?“

Lililja lachte leise. „Wie du bereits vor einiger Zeit festgestellt hast − meine Gewänder wären kaum die richtige Wahl für dich. Ihre Farben harmonieren nicht mit deinem Grünton.“

Rafyndor ließ ein tiefes Lachen erklingen und legte, wie schon am Abend zuvor, einen Arm um ihre Schultern. Er genoss diese Nähe − das vertraute Gefühl ihrer Seite, die an seine gedrückt war. Mehr als nur eine Hand zu halten, mehr als nur eine Geste der Freundschaft. Und es schien ihm, als nehme Lililja es ihm keineswegs übel.

„Du hast dich heute großartig geschlagen“, sagte er schließlich mit einem sanften Lächeln. „Sogar Jadoruc hatte nichts zu beanstanden. Im Gegenteil − er hat selbst eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Und das will wirklich etwas heißen!“

Lililja erwiderte sein Lächeln. Ja, auch ihr war das nicht entgangen. Gerade von dem stets skeptischen Vykati hätte sie erwartet, dass er ihre Kompetenz infrage stellen würde. Doch statt sie zu unterbrechen oder zu kritisieren, hatte er schlicht eine weitere Gruppe initiiert. Es fühlte sich beinahe wie eine stille Anerkennung an. Vielleicht, dachte sie, hatte es etwas mit Nanistra zu tun. Sie war selbst eine Vykati, und unter ihresgleichen gab es ein tiefes, instinktives Vertrauen.



Rafyndor und Lililja waren überrascht, dass Jadoruc selbst eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen hatte.

„Du warst heute Morgen aber ebenfalls bemerkenswert“, meinte sie, ein schelmisches Funkeln in den Augen. „Pranicara wäre vor Schreck fast rückwärts aus der Höhle gestürzt, als sie dich zweimal laut brüllen hörte. Jadoruc übrigens auch. Vielleicht hatte er danach einfach Angst, mir noch ins Wort zu fallen.“

Rafyndor schnaufte empört. „Na hör mal! Wie konnte dieser unverschämte Wicht in der hintersten Ecke es wagen, die Hüterin des Lichts so anzufahren? Das musste doch jemand unterbinden!“

Lililja lächelte sanft. „Nun wissen immerhin alle, dass ich meinen ganz persönlichen Beschützer an meiner Seite habe.“

Der Waldgeist lachte leise und zog sie etwas fester an sich. Für eine Weile schwiegen sie, genossen die ruhige Atmosphäre, das sanfte Licht des scheidenden Tages.

Nach einigen Momenten seufzte Rafyndor und sagte mit Bedauern in der Stimme: „Es ist schade, dass Skukius einfach so verschwunden ist. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich ohne ein einziges Abschiedswort davonstiehlt.“

Lililja blickte nachdenklich in die Ferne. „Wir wissen nicht, was er durchgemacht hat“, entgegnete sie leise. „Es muss furchtbar gewesen sein.“

„Das war es.“ Rafyndors Stimme klang ungewohnt ernst, sein Blick war in Gedanken versunken.



Rafyndor berichtete Lililja davon, was Skukius ihm über sein früheres Leben erzählt hatte.

Lililja hob überrascht den Kopf und musterte ihn mit großen Augen. „Hat er dir von seiner Vergangenheit erzählt?“

Rafyndor zögerte kurz, bevor er schließlich nickte. „Ein wenig“, gab er zu. „Meinst du, ich darf es dir nun erzählen, da er fort ist?“

„Das kommt darauf an“, erwiderte sie. „Hat er dir sein Wort abverlangt, es für dich zu behalten?“

Rafyndor überlegte. Nein, Skukius hatte ihm kein solches Versprechen abgenommen.

„Viel hat er ohnehin nicht preisgegeben“, sagte er schließlich. „Nur, dass er aus dem Gebirge stammt, wo die Silberfederadler und die dunklen Magier heimisch sind. Es klang bitter, als er erwähnte, dass die Silberfederadler keinerlei Mitgefühl für andere Wesen hegten − selbst dann nicht, wenn ihre Arroganz Leben kostete. Und dass er sich den Sprachstil dieser Geschöpfe angeeignet hatte, um sich vor den dunklen Magiern zu verbergen, da sie eine tiefe Angst vor den Silberfederadlern hegten. Das war so ziemlich alles. Doch die Art, wie er es sagte… sie war voller Schmerz. Ich kann nur erahnen, wie schrecklich seine Vergangenheit gewesen sein muss.“

Für einen Moment verfiel er in nachdenkliches Schweigen, bevor er mit einem Hauch von Trotz hinzufügte: „Trotzdem hätte ich erwartet, dass er sich persönlich verabschiedet.“

Lililja legte ihm sanft eine Hand auf den Arm. „Vielleicht kommt er noch zur Besinnung“, sagte sie mit hoffnungsvollem Unterton. „Möglicherweise wird ihm irgendwann bewusst, dass sein Platz in der Gemeinschaft des Lichts ist. Zumindest wünsche ich es mir.“



Lililja hoffte, dass Skukius irgendwann
erkennen würde, dass er am besten im Kreis
der hellen Gemeinschaft aufgehoben war.

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