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Tag um Tag war Lililja durch den endlosen Wald gewandert, ihre Kräfte gespeist von den nahrhaften Akharota-Nüssen und dem süßen Saft des Rasada-Ahorns. Des Nachts suchte sie Zuflucht in verborgenen Höhlen, in denen sie ruhen konnte, während der dunkle Mantel der Wildnis über ihr lag. Mojalian hatte ihr in Gedanken alte Schutzformeln zugeflüstert − mächtige Zauber, die sie Wort für Wort wiederholen musste, damit kein Unheil sie des Tages oder in der Stille der Nacht ereilte.
Nun endlich hatte sie jenen Ort erreicht, zu dem Mojalian sie die vergangenen Tage hindurch geleitet hatte. Einmal hatte sie ihn gefragt, woher er plötzlich mit solcher Gewissheit den Weg kenne, doch seine Antwort blieb rätselhaft.
Seit mir bewusst wurde, dass wir Teil der Prophezeiung sind, habe ich es einfach gewusst. Es war, als hätte mich eine höhere Macht berührt, als wäre das Wissen plötzlich in mir erwacht. Genau erklären kann ich es nicht.
Es war, als folgte die Magie der Prophezeiung einer ihr eigenen, unergründlichen Logik.
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Lililja war am Ziel angekommen, den drei Fallen des Ratribagh.
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Vor ihr erstreckte sich nun ein langer Gang, flankiert von uralten, moosbewachsenen Säulen, die wie stumme Wächter in den Himmel ragten. Am Ende des Korridors schimmerte ein großes Portal.
Liebes, erklang Mojalians Stimme sanft in ihrem Geist, wir sind angekommen. Doch vor dir liegen drei Prüfungen, drei Wege, die dich in den Wahnsinn zu treiben suchen werden. Sie werden sich deiner Ängste bedienen, deiner Zweifel, deiner verborgensten Wunden. Um dir sicher hindurchzuhelfen, könnte es von Vorteil sein, wenn ich in deine Seele blicken dürfte. So könnte ich frühzeitig erkennen, was dich ängstigt, was dich quält, und dich davor bewahren, dich darin zu verlieren. Würdest du mir diesen Einblick gewähren?
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Ein Lächeln umspielte Lililjas Lippen. Hast du das nicht längst getan?
Mojalians Stimme blieb sanft, doch von tiefer Ernsthaftigkeit getragen. Nein, mein Liebes. Bislang hast du mir lediglich dein Herz geöffnet. Die Seele jedoch… sie ist weit mehr als das. Sie ist dein unverfälschtes Wesen, frei von Masken, frei von allem, was dir jemals auferlegt wurde. Sie birgt deine Geschichte, deine tiefsten Ängste, deine unausgesprochenen Sehnsüchte. In eine Seele blicke ich nur dann, wenn ich ausdrücklich dazu eingeladen werde.
Lililja zögerte. Und du meinst, dass es wirklich notwendig ist?
Nein, mein Herz, erwiderte Mojalian voller Zärtlichkeit. Notwendig ist es nicht. Doch es würde mir helfen, schneller zu erkennen, wann ich eingreifen muss. So oder so werden wir einen Weg finden.
Lililja atmete tief durch. Ach, Mojalian… manchmal habe ich das Gefühl, du kennst mich längst in- und auswendig. Ich bezweifle, dass dir meine Seele noch irgendetwas offenbaren könnte, das du nicht bereits weißt.
Und doch… erlaubst du es mir?
Einen Moment lang schwieg sie, dann nickte sie und sprach mit fester Stimme: „Ja, ich erlaube dir, in meine Seele einzutauchen.“
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Mojalian trat ein in die Essenz von Lililjas Seele − und wurde nicht überrascht von dem strahlenden Licht, das ihn dort empfing. Es war eine Manifestation ihrer Güte, ihres unerschütterlichen Strebens nach Harmonie und Frieden.
Unter dieser leuchtenden Klarheit schwebten Farben, wie auf einer sanften Strömung getragen: tiefes Blau, lebendiges Grün, schimmerndes Gold – all jene Töne, die ihre innige Verbindung zur Natur widerspiegelten, eine Bindung, die sie bereits in ihrer Kindheit offenbart hatte.
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Mojalian betrat Lililjas Seele und schaute sich um.
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Lichtstrahlen, warm und sanft pulsierend, durchzogen diese Sphäre − Zeichen ihrer Empathie, ihres großen Mitgefühls, das sie allen Wesen entgegenbrachte. Alles war eingebettet in ein weit gespanntes Netz, ein Gefüge aus feinsten Fäden, das ihre tiefe Verbundenheit mit den Lebewesen Vanavistarias zeigte. Doch zwei Stellen darin waren anders: Die Verknüpfungen zu Rafyndor und zu ihm selbst – Mojalian – waren besonders eng geknüpft, unzerreißbar, gewoben mit der Kraft bedingungsloser Treue.
Ein leises, wissendes Lächeln umspielte Mojalians Lippen, als er bemerkte, dass diese beiden engmaschigen Knoten nahezu nebeneinanderlagen. Ja, es war genau so, wie er es Lililja gesagt hatte: Würde er von ihr verlangen, Rafyndor aufzugeben, würde es sie zerbrechen. Doch etwas lastete schwer auf diesem Teil des Netzes − ein dunkler Schatten, geboren aus dem Schmerz ihrer Trennung. Die Verbindung selbst war unerschütterlich, doch die Angst, Rafyndor könnte sich von ihr abwenden, ließ die Fäden beben. Dieses Gewicht durfte er während ihrer Reise keinesfalls aus den Augen verlieren.
Abseits, in einem verborgenen Winkel ihrer Seele, kauerte ein dunkler Schatten − die Furcht um Vanavistaria, die drohende Zerstörung ihrer Heimat. Noch lag er geduckt in der Ecke, kraftlos und besiegt. Lililja ließ sich von ihm nicht beherrschen. Doch Mojalian wusste, dass er wachsam bleiben musste, denn dieser Schatten könnte sich jederzeit erheben.
Hinzu kam ein zarter, aber allgegenwärtiger Nebel, der sich durch ihre Seele zog − die Angst vor dem Versagen. Sie fürchtete, als Hüterin des Lichts nicht zu genügen, ihrer Bestimmung nicht gerecht zu werden, vielleicht auch, in dieser Prüfung zu scheitern. Doch war diese Angst mit ihrem Netz verknüpft? Mojalian suchte mit wachem Blick − und fand keine Verbindung.
Er lächelte erneut, voller Zärtlichkeit. Ihre Seele zeigte ihm, was er längst spürte: Lililja vertraute ihm bedingungslos.
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Mojalian hatte die Gefahrenstellen in Lililjas Seele ausfindig gemacht.
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Nun war er bereit. Er hatte gesehen, was ihn erwartete. Er wusste, welche Gefahren ihre Seele bedrohten − und worauf er achten musste, um sie sicher durch diese Prüfung zu führen.
Bist du bereit, mein Herz?, fragte er sanft.
Lililja schluckte, ihr Atem stockte „ doch schließlich nickte sie.
Dann geh los. Ich bin bei dir. Ich wache über dich.
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Kaum hatte sie den ersten Schritt getan, brandete ein Sturm der Emotionen über sie hinweg.
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Wie Mojalian befürchtet hatte, begann das Gewicht auf Rafyndors Netz schwerer zu werden, zog es abwärts, als würde es in die Tiefe gerissen. Gleichzeitig erhob sich der Schatten in der Ecke, wuchs, wurde drohender. Der Nebel wurde dichter, schien sich in ihre Gedanken zu drängen, ihre Entschlossenheit zu trüben.
Geh weiter, mein Herz, drang Mojalians Stimme sanft, aber bestimmt in ihren Geist. Rafyndor wird dich nicht verlassen. Er liebt dich. Er würde dich niemals aufgeben − und ich werde nicht zulassen, dass dich jemand von ihm trennt. Er wird dir erhalten bleiben.
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Mojalian beobachtete besorgt die Veränderungen in Lililjas Seele, die auf Panik und überwältigende Angst hinwiesen.
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Lililja sog die Worte in sich auf, ließ sie wie Licht durch sich hindurchfließen − und allmählich geschah es: Das Gewicht auf dem Netz begann sich zu lösen, der dunkle Schatten zog sich zurück, und der Nebel lichtete sich. Mojalian hatte es geahnt. Die Angst um Rafyndor war der Schlüssel − löste sich dieser Knoten, ordnete sich alles andere von selbst.
Lililja hatte die erste Prüfung bestanden.
Das Portal vor ihr öffnete sich lautlos. Erneut trat sie in einen Gang, gesäumt von moosüberwucherten Säulen, und am Ende wartete bereits das nächste Tor auf sie. Doch ihr Herz raste, ihr Körper bebte noch unter der Wucht der Emotionen. Sie musste innehalten, Atem schöpfen.
Wann immer du soweit bist, mein Herz, klang Mojalians Stimme sanft in ihren Gedanken, dann setze deinen nächsten Schritt. Ich werde da sein.
Lililja schloss für einen Moment die Augen, ließ die Stille auf sich wirken − dann holte sie tief Luft und hob ihren Fuß.
Kaum hatte Lililja den ersten Schritt in den neuen Gang gesetzt, verschob sich ihre Wahrnehmung auf beunruhigende Weise. Ein plötzlicher Ruck, als würde sie zur Seite gezogen, ihr Gleichgewicht geriet ins Wanken − sie stürzte nach rechts.
Doch noch bevor die Panik sie gänzlich erfassen konnte, spürte sie eine vertraute Präsenz. Lehn dich an mich, mein Herz. Ich werde dich führen. Mojalians Stimme in ihrem Geist war sanft, ruhig, von einer tiefen Sicherheit getragen.
Dankbar folgte sie seinen Worten, schmiegte sich in Gedanken an ihn, ließ sich von seiner Energie stützen. Und doch blieb das Gefühl der Instabilität: Mal schien der Boden unter ihren Füßen nachzugeben, mal wurde sie emporgehoben, als zöge sie eine unsichtbare Kraft in den Himmel. Ein anderes Mal war es, als würde sie kopfüber durch den Raum stürzen oder quer zur Welt laufen, als hätte die Realität selbst ihre Ordnung verloren. Doch Lililja wusste, dass Mojalian sie nicht fallen lassen würde. So vertraute sie ihm, hielt sich an seiner Präsenz fest − und durchmaß die zweite Wegstrecke.
Erleichtert sog sie die Luft ein, als das Portal sich vor ihr auftat. Wieder lag ein Gang vor ihr, dem die moosbewachsenen Säulen jenen vertrauten, gespenstischen Charakter verliehen. Diesmal zögerte sie nicht so lange, als sie sich zum Weitergehen entschloss − doch kaum hatte sie den ersten Schritt gesetzt, erklang eine Stimme, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Mojalian lachte. Doch es war kein liebevolles, sanftes Lachen. Es war kalt, durchzogen von Spott.
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Mojalian blickte Lililja mit all seiner Liebe an, da er beobachtete, wie sich der Nebel des Zweifels seinem Netz näherte.
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Erschüttert verharrte sie. Das konnte nicht sein. Das war nicht sein Lachen.
In ihrer Seele erkannte Mojalian den drohenden Wandel − der Nebel, jene latente Angst des Versagens, begann sich dem Netz zu nähern, suchte nach einer Verbindung. Er musste handeln.
Er sprach nicht. Stattdessen ließ er seine Seele für sie sprechen. Er ließ sie fühlen, was seine Worte nicht hätten ausdrücken können − seine Liebe, seine unerschütterliche Zuneigung. Er ließ sein Licht in ihr aufleuchten, warm und behütend, und sein Blick ruhte auf ihr voller Zärtlichkeit.
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Doch die Illusion umklammerte sie mit grausamen Worten: Du bist nichts. Du bist schwach, unfähig. Ein Versager. Niemand braucht dich. Niemand will dich. Rafyndor ist ein Hindernis − du solltest ihn aufgeben, denn er steht zwischen uns.
Aber Lililja sah den wahren Mojalian vor sich. Sein sanftes Lächeln, seine Augen, die in Liebe leuchteten. Und in diesem Moment traf sie eine Entscheidung. Sie ließ die Worte abprallen, schloss sich der Stille an, die zwischen ihnen bestand, und konzentrierte sich nur auf ihn − auf sein Licht, auf seine Wahrheit. Dann setzte sie ihren Weg fort.
Mojalian beobachtete, wie sich in ihrer Seele der Nebel langsam wieder vom Netz entfernte, sich zurückzog, bis er schließlich verblasste. Sie hatte auch diese Prüfung bestanden.
Das dritte Portal öffnete sich.
Mit klarem Geist hatte sie alle drei Fallen überwunden.
Du hast es geschafft, mein Herz. Mojalians Stimme war sanft, voller Wärme.
Doch Lililja war zu erschöpft, um darauf zu antworten. Ihre Gedanken waren leer, ihr Körper von den Strapazen der Prüfungen ausgelaugt.
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Vor ihr, auf einem mit Moos überwachsenen Podest, lag das Ziel ihrer Reise − der Schattensmaragd.
Langsam trat sie vor, streckte die Hand aus und nahm den Stein an sich.
In diesem Moment begann der Gang um sie herum zu zerfallen. Die moosbewachsenen Säulen, die Portale, die Schatten − all das stürzte lautlos in sich zusammen und verschwand im Nichts.
Und plötzlich stand sie wieder im Wald von Vanavistaria.
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Lililja war den drei Fallen heil entkommen und fand den gesuchten Schattensmaragd.
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Erschöpft und von Kopf bis Fuß bebend, hielt sie den Schattensmaragd in ihren Händen. Erst jetzt spürte sie, wie die Anspannung von ihr abfiel, wie der emotionale Druck, der auf ihr gelastet hatte, sich langsam löste.
Wie lange sie dort stand, wusste sie nicht.
Mojalian ließ ihr die Zeit, die sie brauchte. Er blieb bei ihr, bewachte ihre Seele, bis er erkannte, dass die Stürme in ihr sich legten, dass die Wogen der Angst glatter wurden. Als er sich schließlich aus ihrem Innersten zurückzog, bemerkte er eine feine Veränderung: Das Netz, das sie für ihn in ihrem Herzen gewoben hatte, war enger geworden, seine Fäden fester verwoben.
Lililja atmete tief durch. Sie hatte sich wieder gefangen. Die Sonne neigte sich bereits dem Horizont zu, doch sie zögerte nicht länger. Sie wollte diese Nacht nicht mehr in der Trennung von Mojalian verbringen. Die Sehnsucht nach seiner physischen Nähe war zu groß.
Obwohl ihre Glieder müde waren, lief sie weiter, geleitet von Mojalians sanfter Führung, dem Portal entgegen.
Doch je weiter sie kam, desto dichter wurde das Blätterdach über ihr, bis schließlich jedes Licht verschluckt war und tiefe Dunkelheit sie umgab.
Nur eine sanfte, schwache Strahlung blieb − das Licht, das aus ihrer eigenen Seele drang. Es war klein, doch es genügte, um den Pfad vor ihr zu erhellen, sodass sie nicht blindlings in die Dunkelheit stolpern musste.
Plötzlich flammte in der Ferne ein Leuchten auf − eine Federkrone, die in sanftem Schimmer durch die Dunkelheit brach.
Skukius?
Der Gedanke war matt, beinahe tonlos in ihrem ermüdeten Geist. Was tat der Korvum-Rabe hier?
Mit seltsam hüpfenden Bewegungen näherte sich der Vogel, seine Gestalt tanzte zwischen Licht und Schatten, bis er schließlich direkt vor ihr stand. Erst jetzt erkannte sie, dass er Rafyndor auf der Schulter gesessen hatte. Doch die Erschöpfung lastete zu schwer auf ihr, um über die unerwartete Präsenz des Waldgeistes verwundert zu sein − geschweige denn, Freude darüber zu empfinden. Ihr Kopf war leer, ihre Gedanken träge, gefangen in einem Nebel der Müdigkeit.
Skukius flatterte lautlos auf einen Ast und verharrte dort, als wolle er den Moment nicht stören.
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Rafyndor gestand Lililja seine Liebe und fing sie auf, als sie zusammenbrach.
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Rafyndor aber trat näher, und in seinem Blick lag eine Wärme, die bis in ihr Innerstes drang. Ohne ein Wort zu verlieren, zog er sie sanft in seine Arme, küsste ihr Haar und flüsterte: „Es gibt nichts zu verzeihen, Lililja. Ich habe dich immer geliebt und werde dich immer lieben. Auch wenn dein Herz nun Mojalian gehört − meine Liebe bleibt dir gewiss.“
Seine Stimme, sein Halt, die unerschütterliche Zärtlichkeit seiner Worte − sie drangen durch die Schutzmauern ihres erschöpften Geistes, lösten das starre Band der Anspannung.
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Die Strapazen der letzten Tage, die emotionale Erschöpfung nach der Wiederbeschaffung des Schattensmaragds, die unbewusste Angst, Rafyndor könnte ihr grollen − all das brach über sie herein.
Sie spürte, wie ihre Knie nachgaben.
Rafyndor hielt sie fest, während sich ihre Augen mit Tränen füllten, während das Zittern ihren Körper durchlief und schließlich die ersten Tropfen über ihre Wangen rannen. Mit sanften Fingern strich er ihr über die Haut, nahm jede ihrer Regungen in sich auf, während seine Stimme leise und weich erklang: „Ich wollte es dir sagen, bevor du Mojalian rufst. Deshalb ließ ich mich von Skukius zu dir bringen.“
Lililja vermochte nichts zu erwidern. Kein Wort hätte die Dankbarkeit ausdrücken können, die sie in diesem Moment empfand – die Erleichterung, nicht allein zu sein, gehalten zu werden von jemandem, der sie verstand, ohne dass sie sprechen musste.
Rafyndor wusste es auch so.
Behutsam strich er ihr über das Haar, ließ ihr Zeit, gab ihr Raum, während er selbst in ihrer Nähe Trost fand.
Irgendwann − nach einem Moment, der zugleich endlos und flüchtig war − löste er sich sanft von ihr. „Wir haben noch eine Aufgabe zu erfüllen“, sagte er leise. „Soll ich den Schattensmaragd übernehmen?“
Sie nickte wortlos, das Gesicht noch von Tränen gezeichnet, und reichte ihm den Stein.
Rafyndor nahm ihn behutsam entgegen, ließ den Blick über die Dunkelheit wandern. Skukius, der sich wieder auf seiner Schulter niedergelassen hatte, entfachte ein sanftes Licht, das in schimmernden Reflexen durch den nächtlichen Wald tanzte. Geführt von diesem Schein suchte Rafyndor den Platz, an dem der große grüne Kristall ruhte − und setzte den Schattensmaragd in seine vorgesehene Fassung ein.
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Kaum war dies geschehen, begann das Portal sichtbar zu werden. Ein leuchtendes Blau durchzog die Finsternis, pulsierend wie das Atmen einer schlafenden Macht.
Dann, aus dem flirrenden Licht, glitt eine Gestalt hervor.
Mojalian.
Sein Blick fiel auf Lililja. Ein Jahr lang hatte er nach ihr verlangt, sich nach ihr gesehnt, den unstillbaren Durst ihrer Abwesenheit gespürt. Und nun − endlich − war sie hier.
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Kaum hatte Rafyndor den Schattensmaragd an die richtige Stelle gesetzt, wurde das Portal sichtbar und Mojalian erschien.
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Langsam näherte er sich ihr, ließ sich von nichts und niemandem ablenken, sog ihr Bild in sich auf, als wollte er es für immer in sein Innerstes einbrennen.
Vorsichtig legte er seine großen Flügel um sie − und erstarrte. Er konnte sie fühlen! Wirklich spüren, als sei er nicht länger bloß ein körperloses Wesen.
Fasziniert zog er sie an sich und küsste sie voller Hingabe. Lililja, noch von den Erlebnissen des Tages überwältigt, nahm die Ungeheuerlichkeit dessen, was geschah, kaum wahr und erwiderte seinen Kuss mit derselben Inbrunst.
Dann schmiegte sie sich an ihn, bettete ihren Kopf an seine Brust und flüsterte nur ein einziges Wort: „Endlich!“
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Endlich war Lililja wieder mit Mojalian vereint.
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