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Am Morgen nach der rauschenden Siegesfeier, die dem endgültigen Sturz der dunklen Magier gefolgt war, wandte sich Mojalian an Skukius mit einer Bitte: Er möge ihn zu Hadadusts Höhle bringen. Es war die Pflicht eines Weisenmeisters, nach einem errungenen Triumph alle Relikte der Dunkelheit zu tilgen, jegliches Artefakt, jegliches Amulett, das noch finstere Magie in sich barg, zu zerstören und damit die Schatten ein für alle Mal aus der Welt zu verbannen.
Kaum hatte Mojalian die Höhle betreten, schlug ihm der schwere, erstickende Gestank des Bösen entgegen. Die Luft war durchtränkt von der Essenz dunkler Magie, ein Echo der finsteren Machenschaften, die hier gewirkt hatten.
Er verharrte kurz, ließ seine Wahrnehmung durch die Höhle gleiten und wandte sich dann an Skukius.
Warte hier, wies er ihn an. Ich muss erst den Ursprung dieser Verdorbenheit ergründen.
Mit lautlosem Schweben drang Mojalian tiefer in die düsteren Gewölbe vor. Je weiter er vordrang, desto intensiver wurde der üble Geruch, bis er schließlich den Ort erreichte, an dem Hadadust seine Schattenkrieger aus dem Nichts heraufbeschworen hatte.
Dort, zwischen den verstreuten Überresten dunkler Amulette und Zauberrelikte, entdeckte er eine kleine, pelzige Gestalt. Ravgor durchwühlte mit hektischen Bewegungen die Artefakte, murmelte Beschwörungsformeln vor sich hin, sprach Zauber aus, in der verzweifelten Hoffnung, einer von ihnen möge reagieren.
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Das flauschige Tier Ravgor durchsuchte die Amulette.
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Mojalian beobachtete dieses fruchtlose Treiben für einen Moment mit einer Mischung aus Belustigung und Mitleid.
Schließlich öffnete er seinen Geist und sprach mit sanftem Nachdruck: Ravgor, es hat keinen Zweck. Du hast deine Macht verloren. Sieh es ein.
Die Kreatur fuhr erschrocken herum, ihre schwarzen Augen funkelten vor unverhohlenem Hass.
„Eines Tages werden wir uns wiedersehen“, knurrte er bedrohlich.
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Mojalian erwiderte die Drohung mit ruhiger Gelassenheit. Nein, das glaube ich nicht.
Dann hob er seine geisterhafte Präsenz, ließ seine Magie auflodern und sprach die uralten Worte:
Im Licht der Erkenntnis, dort, wo die Helligkeit das Universum erfüllt und die Dunkelheit vertreibt, geleite ich dich, Ravgor, zurück in die Schatten der Vergessenheit, in die Finsternis des Abgrunds, dem du entstiegen bist. Gefesselt sei deine Macht auf ewig, verbannt seist du von den hellen Welten für alle Zeit.
Ein Dröhnen erschütterte die Höhle, als sich der Spalt zwischen den Dimensionen mit gewaltiger Kraft auftat, begleitet von markerschütternden Schreien und einem Beben.
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Ravgors Kehle entrang sich ein entsetztes Brüllen, als eine unsichtbare Macht ihn packte und unaufhaltsam in den Abgrund zog. Er wehrte sich, krallte sich an die Wirklichkeit, doch es war vergebens − die Schatten forderten ihren Tribut.
Mit einem letzten Aufbäumen verschwand er in der tobenden Schwärze, der Riss zwischen den Welten schloss sich mit einem donnernden Hall.
Mojalian verweilte einen Moment, ließ die Stille auf sich wirken. Doch entgegen seiner Erwartung war der Gestank des Bösen nicht mit Ravgor verschwunden.
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Mojalian schickte Ravgor zurück auf seine Heimatwelt Bulotojok.
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Er schwebte durch die Höhle, ließ seine Sinne durch die Artefakte gleiten, doch keines von ihnen war die Quelle der Finsternis. Schließlich entließ er erneut seine Magie in die Finsternis und rief mit reiner Stimme:
Im Glanz des reinen Lichts, dort, wo Dunkelheit vergeht und das Böse keine Macht mehr hat, rufe ich die Kräfte des Lichts hervor. Möge die Finsternis weichen und die Dunkelheit fliehen. Alle dunklen Artefakte, die hier ruhen, sollen in reinem Licht erstrahlen und für immer erlöschen. Im Namen des Gleichgewichts und der Harmonie − verschwinde, Dunkelheit!
Sogleich begann ein gleißendes Licht die Höhle zu durchfluten. Die finsteren Relikte, einst Träger dunkler Magie, begannen zu zerfallen, lösten sich in goldene Funken auf, bis nichts mehr von ihnen blieb als flüchtige Erinnerungen.
Und doch… der Gestank des Bösen hing noch immer in der Luft.
Ratlos durchschritt Mojalian die Höhle, suchte nach einer Spur, nach einem verborgenen Ursprung, doch nichts offenbare sich ihm. Schließlich rief er Skukius zu sich.
Irgendwo in dieser Höhle verbirgt sich noch eine Quelle der Dunkelheit, sprach er, seine Stimme von leiser Verzweiflung durchzogen. Doch ich vermag sie nicht zu finden. Kannst du mit deiner besonderen Magie ihren Ursprung ergründen?
Skukius ließ sich auf einem Mauervorsprung nieder, dem Ort, an dem er einst das verfluchte Amulett zerstört hatte. Mit geschlossenen Augen vertiefte er sich in die bereits erwachte Magie in seinem Inneren, ließ sie sich klären, bündeln, und lenkte seine ganze Wahrnehmung auf den finstersten Winkel der Höhle.
Da − ein unheilvolles Wispern.
Die Quelle der Finsternis lag verborgen in einem unscheinbaren Stein in einer dunklen Ecke der Höhle.
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Skukius entdeckte einen Stein, der Bosheit ausstrahlte.
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Neugierig flatterte Skukius zu dem Stein hinüber, hob eine kleine Kralle, um ihn aufzuheben − doch kaum berührte er ihn, zerbarst das Gestein mit einem gellenden Knall.
Ein uralter Zauber wurde freigesetzt.
Mit unbändiger Kraft schoss ein silbriger Nebel empor − der Hauchzauberdunst, der seit fünfzehn Tagen in dieser finsteren Kammer eingeschlossen gewesen war, nun endlich befreit, um sich über Vanavistaria zu legen.
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Wie eine unaufhaltsame Woge strömte der leuchtende Dunst aus der Höhle, breitete sich mit unermesslicher Geschwindigkeit über das ganze Land aus. Und mit seiner Ankunft schwand die drückende, schwarze Nebeldecke, die über Vanavistaria gelegen hatte.
Die düstere Schwermut, die das Land gelähmt hatte, wurde fortgewaschen, und an ihre Stelle trat das sanfte Leuchten des Hauchzauberdunstes − ein reiner, milchig-weißer Nebel, erfüllt von heilsamer Magie.
Ein Aufschrei der Freude hallte durch das Land.
Die Wesen Vanavistarias, die sich tagelang kaum aus ihren Häusern gewagt hatten, strömten nun jubelnd auf die Straßen, fielen einander in die Arme, lachten, tanzten. Der Bann war gebrochen. Die Finsternis war besiegt.
Und über ihnen, in der Höhle, verharrte Mojalian einen Moment, ließ seinen Blick über die erleuchtete Welt schweifen und wusste: Die Dunkelheit würde nicht so bald zurückkehren.
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Endlich hatte sich der angekündigte Hauchzauberdunst über das Land gelegt und setzte positive Magie und Energie frei.
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